Grüne Nutzfahrzeuge

für Stadt und Region

Elektroautos und elektrische Lastkraftwagen sind sich in einigen Dingen ähnlich. Beide werden mit Strom betrieben, anstatt mit fossilem Kraftstoff – in diesem Fall Diesel. Beide Fahrzeuge speichern die elektrische Energie in verbauten Akkus. Und die Entwicklung beider Typen kam aufgrund geringerer Reichweite, weniger Leistung und günstigem Öl ins Stocken. 1906 wurden die ersten elektrisch angetriebenen Nutzfahrzeuge hergestellt, die mit Radnabenmotoren ausgestattet waren, welche jedes Rad einzeln antreiben. Während der vorübergehende Niedergang der Elektroautos schon 1910 einsetzte, kamen die Elektro-Lkw noch bis 1960 hauptsächlich als Fahrzeuge für die Feuerwehr, Müllabfuhr oder Paketzustellung zum Einsatz. Danach wurden sie durch die leistungsstärkeren, schnelleren und preiswerteren Benzin- und Dieselkraftwagen ersetzt, die allerdings mit enormen CO2-Emissionen ihren Teil zur Luftverschmutzung beitragen. Erst seit 2012 beschäftigen sich die Hersteller wieder mit Elektrolastkraftwagen.

Wenig Laderaum, geringe Reichweite

Anders als die heutigen regulären Lkw mit Vergasermotor werden Elektro-Lkw nicht serienmäßig gefertigt, sondern sind entweder Spezialanfertigungen oder wurden auf den Strombetrieb umgerüstet. Sie sind nur für den regionalen und städtischen Verteilerverkehr von Gütern im Einsatz. Dies ist bei 100 bis 200 Kilometern Reichweite auch gar nicht anders möglich. Mit Zwischenladung können die E-Brummies 300 bis 400 Kilometer erreichen, doch meistens wird beim Transport das Maximum gar nicht ausgeschöpft. Neben der verringerten Reichweite haben die Elektro-Lkw außerdem das Problem limitierter Nutzlast und geringen Ladevolumens. Maximal zehn Tonnen sind hier möglich; was 18 Euro-Paletten bzw. 30 Rollcontainern entspricht. Das zulässige Gesamtgewicht von vielen E-Nutzfahrzeugen liegt zwischen 16 und 19 Tonnen, wobei vor allem Lkw mit einem leichteren Rahmen 30% mehr Nutzlast als vergleichbare Dieselfahrzeuge aufnehmen können. Bei diesen Leichtbau-Lkw ist die Reichweite aber auf maximal 100 Kilometer und die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt, weshalb sie ausschließlich für den innerstädtischen Verkehr geeignet sind. Ein süddeutscher Fahrzeughersteller hat sogar einen speziellen 40-Tonnen-Elektrolastkraftwagen im Einsatz, der täglich rund 60 Kilometer zwischen Logistikzentrum und Fertigungswerk pendelt.

Effektive Akkus mit kleinem Makel

Ähnlich wie bei Elektro-Pkw sind in den elektrischen Nutzfahrzeugen Akkus auf Lithium-Basis verbaut. Oft sind es Lithium-Eisenphosphat-Batterien, welche sich ideal für Lasttransporte eignen. Sie zeichnen sich durch eine hohe Belastbarkeit, Sicherheit, einer schnelleren Aufladung als die herkömmlichen Lithium-Akkus von Elektro-Pkw sowie einer langen Lebensdauer (bis zu 10.000 Ladezyklen sind möglich) aus. Außerdem ist ihr Wirkungsgrad höher, d.h. die gespeicherte Energie kann effektiver genutzt werden, und die Batterien sind robuster bei extremen Temperaturen. Auch sind die Akkus verträglicher für die Umwelt. Nachteilig ist dabei das hohe Gewicht von bis zu 1.300 Kilogramm. In den meisten Elektro-Lkw sind die Energiespeicher doppelt verbaut und besitzen eine Kapazität zwischen 120 und 200 kWh. Der Verbrauch auf 100 Kilometern kann sich je nach Modell zwischen 60 und 130 kWh bewegen, was ungefähr sechs bis neun Litern Diesel entspricht. Der Kraftstoffverbrauch eines Lkw mit Verbrennungsmotor liegt um ein Dreifaches höher. Elektro-Lkw sind aber nicht nur sparsamer, sondern natürlich auch umweltfreundlicher. Insgesamt können die Speditionen und Unternehmen auf 100 Kilometern 90 Tonnen CO2 einsparen. Eine auf dem jeweiligen Lkw-Dach installierte Photovoltaikanlage kann außerdem bis zu 23% des Energiebedarfs abdecken und somit die Ökobilanz weiter verbessern. Eine Aufladung mit grünem Strom sollte natürlich immer bevorzugt werden. Durch den regionalen bzw. städtischen Verkehr ergibt sich für die Elektro-Lkw die Problematik der uneinheitlichen Ladeinfrastruktur in Deutschland nicht, da sie keine weiten Strecken zurücklegen und fast ausschließlich auf den Betriebsgeländen geladen werden. Eine Ladung kann zwischen 3,5 und 6 Stunden dauern. Bei Beschädigung oder anderen Defekten sind die Akkus einfach in 10 Minuten austauschbar. Für temperaturgeführte Transporte besitzen spezielle Elektro-Lkw außerdem Kühlaggregate, die ebenfalls die verbauten Akkus als Energiequelle nutzen.

Schlecht für den Geldbeutel, angenehm für die Ohren

Die Anschaffungskosten eines Elektro-Lkw sind doppelt bis dreifach so hoch gegenüber eines normalen Lkws. Dafür fallen einige Komponenten wie Rußfilter, Kupplung, Anlasser oder Getriebe weg, was bedeutet, dass es weniger Verschleißteile gibt und die Wartungskosten somit geringer sind. Angenehm für die Nutzung in den Innenstädten ist die Tatsache, dass Elektro-Lkw mit 45 Dezibel leiser sind, als die Rollgeräusche, die sie selbst verursachen.